Mittwoch, 06.04.2016
Bosnien war von Beginn an multikonfessionell, multikulturell und multiethnisch.
In den erhaltenen schriftlichen Quellen wird Bosnien erstmals im frühen 10. Jahrhundert vom byzantinischen Kaiser und Chronisten Konstantinos VII. (regierte 913-959) erwähnt. Damals entsprach das Land dem Gebiet um Sarajevo entlang der Bosna, etwa bis Zenica und somit nur einem Fünftel seiner heutigen Größe. Doch mit dem Niedergang des byzantinischen Reiches gewann das junge Banat Bosnien schnell an Größe und Einfluss. Denn die neue ungarische Oberhoheit war mehr formell als tatsächlich existent. Um das Jahr 1200 erstreckte sich das Land unter Ban Kulin (regierte 1180-1204) bereits bis an die Save im Norden und unter dessen Nachfolger Ban Matej Ninoslav bis in die Herzegowina im Süden und Livno im Westen. Das Banat hatte damit bereits annähernd die Größe des heutigen Staates erreicht. Seine größte Ausdehnung erreichte Bosnien schließlich unter Tvrtko I. Kotromanić, der sich 1377 zum König krönen ließ. Sein Königreich reichte weit über das heutige Bosnien und Herzegowina hinaus und erschloss auch Dalmatien sowie weite Teile Serbiens und Montenegros, also unter anderem auch die Gebiete des späteren Sandžaks von Novi Pazar.
Die religiöse Vielfalt und Unabhängigkeit Bosniens.
Bemerkenswert ist, dass sich ein nicht unbedeutender Teil der Bošnjani (Begriff wird in folgenden postings erörtert) in religiöser Hinsicht bereits damals sowohl vom katholischen Kroatien, welches sich Rom zugehörig fühlte, sowie vom orthodoxen Serbien, welches enge Verbindungen zu Byzanz hielt, abhob. Quellen, die von der sogenannten Bosnischen Kirche (Crkva bosanska) berichten sind rar, weshalb nicht viel über sie bekannt ist. Tatsache ist jedoch, dass sich bis zur osmanischen Eroberung Berichte über die bosnischen Ketzer, die auch Bogumilen genannt wurden, wiederholen und sowohl die Päpste als auch die ungarischen Könige diese Häresien mit verschiedenen Mitteln bekämpften. Auch Ban Kulin und seine Ehefrau sollen sich zur Bosnischen Kirche bekannt haben, weshalb ihnen Papst Innozenz III. (1198-1216) sogar mit einem Kreuzzug seitens des ungarischen Königs drohte.
Wichtig ist der Zeitraum in dem eine breite Bevölkerung Bosniens dem Islam beitrat und der andauernde soziale Wandel stattfand, da sich hier eine neue gesellschaftliche Konstellation herausbildete und bis heute andauern sollte. Die Osmanen, welche das Land ab 1563 schrittweise eroberten und in ihr Reich eingliederten, gebrauchten die Bezeichnung Boşnak (Pl.: Boşnaklar) für die Bewohner Bosniens, von denen, wie in keiner anderen osmanischen Provinz, mit Ausnahme von Albanien, in kürzester Zeit große Massen zum Islam konvertierten. Die Gründe dafür sind umstritten, hängen aber gewiss auch mit den für das christliche Abendland als ketzerisch bewerteten und bekämpften religiösen Vorstellungen vieler Bosniaken zusammen.
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